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Pressespiegel

BADISCHE ZEITUNG vom 30.01.2014

BREISACH (kff). Spätestens seit dem Bestseller "Ich bin dann mal weg", in dem Hape Kerkeling 2006 von seiner Wanderung auf dem Jakobsweg berichtete, ist der Pilgerpfad in den spanischen Wallfahrtsort Santiago de Compostela in aller Munde.

Die Badische St. Jakobusgesellschaft mit Sitz in Oberrimsingen hat sich vor fast 10 Jahren die Aufgabe gestellt, die durch unseren Landstrich führenden historischen Jakobswege zu dokumentieren und auszuschildern. Damit soll es der wachsenden Zahl von Pilgern ermöglicht werden, auf traditionellen Pfaden an den Westrand Europas zu wandern.

Im Gemeindezentrum St. Hildegard berichtete jetzt Rudolf Sauerbier über die geschichtliche Entwicklung und die Bedeutung der Jakobswege in unserer Region. Fast 50 Zuhörer bekundeten bei dem von der Kolpingfamilie Breisach veranstalteten Vortrag das große Interesse, das allenthalben für diesen Pilgerweg existiert. Der Referent, er ist Vizepräsident der Badischen Jakobusgesellschaft, gab einen kundigen Abriss über den "Camino de Santiago", wie der seit gut 1000 Jahren von Christen aus der ganzen Welt gegangene Pilgerweg im Spanischen heißt.

"Neben Jerusalem und Rom ist Santiago das dritte Hauptziel der christlichen Pilgerfahrten", stellte Sauerbier fest und berichtete, dass es bereits im 15. und 16. Jahrhundert organisierte Pilgerreisen für Gläubige gegeben hat, die in der Hoffnung, dass ihnen ihre Sünden erlassen werden, sich auf den Weg nach Nordwestspanien begaben. "Adlige schickten für diesen Ablasshandel manchmal auch von ihnen dafür bezahlte Leute auf die Pilgerschaft", berichtete Sauerbier.

In der Neuzeit gewann der Jakobsweg langsam neue Aktualität, nachdem der spanische Staat 1937 den Jakobstag am 25. Juli zum Nationalfeiertag erklärt und 50 Jahre darauf die EU den Jakobsweg zum ersten Europäischen Kulturweg deklariert hatte. 1982 besuchte Papst Johannes Paul II. Santiago de Compostela. Bereits in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts hatte die Zahl der Jakobspilger wieder zugenommen, inzwischen wandern alljährlich Hunderttausende, meist in Teiletappen, auf historischen Wegen ihrem Ziel im Nordwesten der iberischen Halbinsel entgegen.

Der spirituelle Charakter steht im Vordergrund

"Das hat natürlich auch eine touristische Komponente, aber der spirituelle Charakter der Pilgerreise steht nach wie vor im Vordergrund", so der Referent. Seit fast einem halben Jahrhundert wandert er auf dem Jakobsweg und hat dabei das Pilgerziel immer wieder besucht. Beachtlich sei die große Zahl junger Menschen, die man auf dem Pfad und in den Pilgerherbergen trifft. Eine von ihnen, in der Nähe der spanischen Stadt Astorga (Provinz León), wurde unter anderem von Jugendlichen des Christophorus-Jugendwerks in Oberrimsingen im Rahmen eines europäischen Jugendprojekts zu einem Haus der Begegnung ausgebaut.

Im südbadischen Raum gibt es mehrere Jakobswege unterschiedlicher Länge. Sie alle sind markiert und ausgeschildert und mit dem Symbol der Jakobsmuschel kenntlich gemacht. Auch in Breisach sind diese Wegezeichen anzutreffen. "Am Ziel angekommen, ist man ein anderer Mensch, als der, der man am Start der Pilgerreise war", bekannte ein Wanderer in Santiago de Compostela, in einem kurzen Film, den der Referent am Ende seines Vortrags zeigte. Diese reizvolle Anregung könnte manche motivieren, selbst einmal auf dem Jakobsweg zu wandern. Für die Breisacher führt er buchstäblich an ihrer Haustür vorbei.

ZUR PERSON: RUDOLF SAUERBIER

Der Referent hat 1966 erstmals Santiago de Compostela besucht. Der promovierte Apotheker aus Gundelfingen war im Management eines Pharmakonzerns tätig und engagierte sich nach seinem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben in der Badischen St. Jakobusgesellschaft, deren Vizepräsident er ist. Er ist Mitautor des Buches "Badische Jakobswege – Von Schuttertal nach Breisach".